Neujahrsfest am 20. März: Frohmut und Heiterkeit

Frohmut und Heiterkeit“ –

das Neujahrsfest der Bahá´í in München

Zum Ende der 19-tägigen Bahá´í Fasten im März feierte die Bahá´í Gemeinde im Haus des Stiftens in der Landshuter Alle 11 zum Neujahrsfest mit ca. 100 Gästen Naw-Rúz (Neujahr), bei den Bahá´i nicht nur ein Frühlings-Fest mit kulturellem Hintergrund aus dem Geburtsland ihrer Religion Iran (damals Persien), sondern einer ihrer 9 Heiligen Feiertage im Jahr.

Mit dem Naw-Rúz-Tag beginnt ihr Badí-Kalender, der erste Tag des Monats Bahá (Herrlichkeit). Er ist astronomisch fixiert und fällt auf die Tagundnachtgleiche im März. Gewöhnlich ist dies der 21. März. Da das Äquinoktium (Equinox) in diesem Jahr bereits am Morgen des 20. März fiel, war die Fastenzeit für die Bahá´i bereits beendet, während sich die muslimischen Gläubigen heuer noch mitten in ihrem Fastenmonat „Ramadan“1 befinden. Stimmiger hätte das Wetter sich nicht zeigen können, denn ein sonniger, schon recht warmer Frühlingstag war „der“ passende Rahmen zum Fest, und während das abwechslungsreiche Programm mit einiger Verspätung endlich begann, wechselte der lichte Tag zur Nacht und der Essenstisch wuchs wie von Wunderhand durch die Koch- und Backkünste aller Freunde.

Herr Nima Lirawi (Mitglied des Migrationsbeirates der Landeshauptstadt München und Herr Aykan Inan (vom südbayerischen muslimischen Ditib-Verband) waren der Einladung gefolgt und richteten – auch im Sinne des interreligiösen Dialoges – einige Worte an die Münchner Bahá´í-Gemeinde.

Nabihe Aqiqi, Mitglied des Geistigen Rates der Bahá´i Gemeinde, begrüßte uns herzlich und führte uns durch das Programm. Erstes Thema: Naw-Rúz. Zunächst erklärte sie uns den „geistigen“ Hintergrund dieses Heiligen Feiertages der Bahá´í, von dem ihr Religionsgründer Bahá´ú´lláh (1817-1892) sagt:

Glücklich, wer den ersten Tag des Monats Bahá (Herrlichkeit) erlangt, den Tag, den Gott diesem Großen Namen weihte. Und selig, wer an diesem Tage Zeugnis ablegt von den Gnadengaben, die Gott ihm geschenkt hat. Er zählt wahrlich zu denen, die ihren Dank an Gott durch Taten bezeigen, welche die alle Welten umspannende Freigebigkeit Gottes bekunden. Sprich: Dieser Tag ist wahrlich die Krone aller Monate und deren Ursprung, der Tag, da der Odem des Lebens über alles Erschaffene weht. Groß ist der Segen dessen, der ihn mit Heiterkeit und Frohmut begrüßt. Wir bezeugen, dass er in Wahrheit zu denen gehört, die ihr Ziel erreicht haben.2

Für die Bahá´i bildet Gottes Schöpfung eine Einheit, sie umfasst die geistige und die stoffliche Welt. Im geistigen Bereich finden sich die gleichen Gesetze und Grundregeln, die in der Natur herrschen, z.B. die Jahreszeiten: In dieser stofflichen Welt ist die Zeit in Zyklen eingeteilt; die Erde ändert sich im Wandel der Jahreszeiten, und für die Menschen gibt es Fortschritt, Rückgang und Erziehung. … Nach dem Winter … erscheint wieder ein seelenerquickender Frühling; ein neuer Zyklus bricht an, der Frühling des vergangenen Jahres kehrt in größter Fülle und Pracht wieder. … Die Welt wird zu einer anderen und von lebenspendendem Geist erfüllt. Die Erde war ein lebloser Körper; sie findet einen neuen Geist und bringt endlose Schönheit, Lieblichkeit und Frische hervor. So wird der Frühling zur Ursache neuen Lebens und schenkt einen neuen Geist. …

Mit den geistigen Zyklen der Propheten ist es das gleiche. Denn der Tag des Erscheinens der heiligen Offenbarer ist geistiger Frühling, göttlicher Glanz, himmlische Gnade, Odem des Lebens und Aufgang der Sonne der Wahrheit. Der Geist der Menschen wird belebt, ihre Herzen werden erquickt und gekräftigt, die Seelen zum Guten geführt, alles Sein kommt in Fluss, und die menschliche Natur wird heiterer und wächst und entwickelt gute Eigenschaften und Fähigkeiten.3

Der Frühling symbolisiert für die Bahá´i also in geistiger Hinsicht die Erneuerung der Schöpfung, die Erneuerung der Menschheit durch die Gottesoffenbarer und so legen sie an diesem Tage Zeugnis ab, von den Gnadengaben, die Gott ihm geschenkt hat, hierbei besonders die Fortsetzung des Gottesbundes „der einen“ Religion Gottes, die mit dem Kommen jeder neuen göttlichen Offenbarung voranschreitet. Für die Bahá´i ist dies das Kommen von Báb (das Tor) und Bahá´u´lláh (die Herrlichkeit Gottes), die Zwillingsoffenbarer des Baha´í-Glaubens, die beide neue, göttliche Worte offenbarten – eine weitere dieser Gnadengaben dieses Tages, dieses geistigen Frühlings.

Zeit für die erste gemeinsame Andacht (siehe unten) im neuen Bahá´í-Jahr, um sich am Wort Gottes zu stärken, denn:

Das Wort Gottes mag mit einem jungen Sämling verglichen werden, dessen Wurzeln in die Herzen der Menschen gepflanzt wurden. Es ist eure Pflicht, sein Wachstum durch die lebendi-gen Wasser der Weisheit, durch lautere, heilige Worte zu fördern, damit seine Wurzeln fest- wachsen und seine Zweige sich bis in die Himmel und noch höher ausbreiten.4

Der Báb (1819-1850) brachte in Seiner Sendung einen neuen Kalender und benannte die 19 Monate (und die 19 Tage eines solchen) nach Eigenschaften Gottes. – Das zweite Thema unseres Programms, das uns durch zwei Junior-Mädchen durch ein kleines Quiz näherge-bracht wurde. Die Juniorjugend-Gruppe der Gemeinde hatte im Vorfeld zu jedem der Bahá´í-Monate Collagen erstellt, deren Namen erraten werden musste, was sich als gar nicht so leicht herausstellen sollte.

Damit schloss das offizielle geistige Programm und die Eröffnung des Büffets läutete das gesellige Beisammen ein, mit allem was dazu gehört: Wiedersehen, neue Begegnungen, Gespräche und Austausch – begleitet von einem farbenfrohen, vielfältigen Buffet, dass u.a. wie so oft auch den Genuss orientalischer Küche bot.

Der wesentliche Bestandteil und Auftakt einer Bahá´í-Veranstaltung (Feiertag oder 19Tagefest) ist stets die Andacht, das Sprechen des Gottes Wortes aus den Heiligen Bahá´i-Schriften und den anderen Heiligen Schriften. Diesmal erlebten wir eine wirklich ganz besondere „musikalische Andacht“, bei der sich Lesung und Gesang abwechselten. Vier tolle Stimmen begleitet von einer Gitarre, die unsere Herzen für jedes Gebet, für jeden Text öffneten, Melodien die unsere Seelen zum Schwingen brachten, gerne auch zum Mitsingen, denn die Liedtexte waren groß auf die Leinwand projiziert:

O Gott, banne alles, was zu Zwietracht führt, und bereite uns, was Einheit und Einigkeit fördert.5,

Die Wohlfahrt der Menschheit, ihr Friede und ihre Sicherheit sind unerreichbar, wenn und ehe nicht ihre Einheit fest begründet ist.6,

Gott Genügt allen Dingen und über die Dinge hinaus.7

Sei eine Feuerflamme für Meine Feinde und ein Strom ewigen Lebens für Meine Geliebten … 8

Jörg Müller, 3/2024)

1 Der Fastenmonat der Muslime und neunter Monat des islamischen Mondkalenders.

2 Bahá´u´láh, Kitáb-i-Aqdas, Nr. 111

3 Vgl.: `Abdu´l-Bahá, Beantwortete Fragen, Kap. 14

4 Bahá´u´lláh, Ährenlese, 43:9

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